Die beiden Landesvorsitzenden Petra Zahnen und Dr. Jan C. Lorenzen begrüßten die Gäste im Kongresscentrum. „Our house is on fire!“ rief Vorstand Lorenzen den Gästen im Saal zu mit Verweis auf die dramatischen Bilder aus Indien. Die erneuerbaren Energien seien die Lösung für die immense Klimakrise und die Branche in Schleswig-Holstein stehe bereit, ihren Teil zum Klimaschutz beizutragen. Landesvorständin Petra Zahnen resümierte, dass Schleswig-Holstein eine wirtschaftliche Jahrhundertchance habe. Allerdings käme es jetzt darauf an, wie die neue Landesregierung diese Chance nutzen werde. Zahnen weiter: „Es besteht weiterhin dringend die Notwendigkeit die Regulatorik anzupassen.“ Zahnen fragte die Politiker in der ersten Reihe: „Wie schaffen wir es, den Ausbau der Erneuerbaren zu vertretbaren Preisen zu fördern und gleichzeitig Marktsignale für den weiteren Ausbau von Wasserstoff und anderen Sektoren zu ermöglichen?“ Contracts for Difference, CfD, wären aus Sicht der Vorständin hingegen keine Lösung. Im Gegenteil, sie würden die Akteursvielfalt schwächen. Dabei sei die gesellschaftliche Diskussion zur Klimakrise eindeutig. „JETZT geht es um Versorgungssicherheit und Energieautarkie, die wir dringend brauchen. Gerade in Zeiten wie diesen braucht die Branche eine planbare und kalkulierbare Basis“, appellierte Zahnen.
BWE Präsident Hermann Albers hob die besondere Verantwortung Schleswig-Holsteins bei der Energiewende hervor:
„Schleswig-Holstein war einer der Spitzenreiter beim Ausbau der Windenergie in Deutschland. Diese Rolle muss das Land auch künftig wieder einnehmen.“ Albers betonte: „Besonders in Zeiten der wachsenden Besorgnis um die Versorgungssicherheit in Deutschland ist dieses Signal wichtiger denn je. Erneuerbare Energien sind Friedensenergien. Nur mit der Energiewende kann die Versorgung Deutschlands mit Energie und Wärme nachhaltig und souverän gesichert werden. Dazu müssen Bund und Länder kurzfristig wirksame Schritte für einen unmittelbaren Hochlauf beim Zubau der Windenergie gehen. Durch mittel- und langfristige Maßnahmen gilt es den Ausbaupfad zu verstetigen. An Land müssen mindestens zwei Prozent der Fläche für die Windenergie auch bebaubar und am Ende tatsächlich nutzbar sein. Uns helfen keine Anlagen, die wegen pauschaler Abschaltauflagen keine Energie produzieren. Das können wir uns nicht länger leisten.“
Auch Ministerpräsident Daniel Günther sprach live zur Branche und bekräftigte:
„Ich bekenne mich dazu, wir werden weiter ausbauen“. Günther weiter: „Und auf Sie wird es in den nächsten Jahren ankommen!“ Zu einem Flächenziel für Windenergie Onshore von mehr als zwei Prozent äußerte er sich klar ablehnend. Der SPD-Spitzenkandidat Thomas Losse-Müller hingegen rechnete vor, dass Schleswig-Holsteins Erneuerbare Stromproduktion sich mindestens auf etwa 55 Terawattstunden pro Jahr verdoppeln müsse, um die Bereiche Verkehr und Wärme mitzuversorgen. Einer Begrenzung des zwei Prozent Flächenziels gab Thomas Losse-Müller daher eine klare Absage. Dies sei „Wachstumsdeckel und Chancenkiller“ gleichzeitig. „Unsere Botschaft an die Bevölkerung muss klar und eindeutig sein: Wir brauchen die Windenergie an Land.“
In einem lebendigen Dialog mit Nicole Knudsen vom BWE SH wies BWE Geschäftsführer Wolfram Axthelm darauf hin: „Wir brauchen jetzt durch den Bund einen Booster gegen neue Probleme. Zwar sind die Ziele im Osterpaket richtig beschrieben und klar formuliert worden, aber die Branche braucht nun Verbindlichkeit und Tempo.“ Es dürfe nicht dazu kommen, dass Naturschutzanliegen das blockierende Element werden. Nicole Knudsen betonte, dass Schleswig-Holstein zwar hinsichtlich Standortvorteilen und Potenzialen der Energiewende-Leuchtturm sei, sich doch insbesondere mit Blick auf Ausbauzahlen und Genehmigungserleichterungen nicht unbedingt als Blaupause eigne. Die neue Landesregierung müsse dringend Einspeiseziele für ein klimaneutrales Schleswig-Holstein bis Ende des nächsten Jahrzehnts definieren und für den Ausbau der Erneuerbaren geeignete Rahmenbedingungen schaffen. „Unsere Vorschläge zur Genehmigungsbeschleunigung, realistischen Einspeise- und Ausbauzielen und wirtschaftlichen Flächennutzungen befinden sich auf dem Tisch. Jetzt liegt der Ball bei der Landesregierung“, so Knudsen.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck richtete sich per Videobotschaft an die Gäste im Saal: „SH hat die Energiewende am Laufen gehalten, jetzt müssen wir besser und schneller werden“. Diese Motivation prägte den gesamten Tag und war in den zahlreichen Vorträgen zu spüren. Einen starken Impuls für die Veranstaltung gab Kommunikationsexperte Johannes Hillje. Vor allen anderen Rednern sensibilisierte er für die Kraft von Worten. Am Beispiel der Bundestagswahl zeigte er Frames auf, die gegen die Erneuerbaren gerichtet waren. Beispiele waren Headlines aus Tageszeitungen, wie „Ein Windrad vor jeder Haustür“. Zum direkten Austausch mit den energiepolitischen Sprechern der Parteien lud der BWE SH in der Mittagspause. Beim Meet & Greet konnten die Teilnehmenden ihre konkreten Probleme und Themen direkt bei den Politikern adressieren.
Hildegard Thüring, Referentin Kommunikation & Messen im BWE stellte die Arbeitsplatzinitiative vor. „In unserer Branche suchen alle Unternehmen dringend Fachkräfte, es droht die Gefährdung der Erreichung der politischen Ziele“, warnte Thüring. Daher rief sie zur Beteiligung an der Initiative auf. Gemeinsam zeige man in Videos mit Stellenporträts und via Social Media die Attraktivität der Branche. Auch eine Website www.jobzukunft-wind.de wurde extra für die Kampagne erstellt.
100 Studierende lauschten im Studierendenforum einem echten Insiderbericht von Kristina Clemens, Referentin politische Kommunikation im BWE SH. Sie kamen von zehn Universitäten aus sechs Bundesländern und waren zu einem extra für sie erstellen Programm eingeladen. In weiteren Praxischecks berichteten Branchenakteure. Um Verantwortung in der Kommunikation ging es in einem weiteren Forum. Einerseits stand die Verantwortung der Branche im Fokus, anderseits die Verantwortung der Medien. Jana Lüth, Pressesprecherin BWE SH, diskutierte mit dem Chefredakteur des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags Stefan Kläsener mit Beteiligung von Wolfram Axthelm und Johannes Hillje.
Im dritten Forum „Verantwortung für Natur und Umwelt“ fand eine Diskussionsrunde zu dem Eckpunktepapier „Beschleunigung des naturverträglichen Ausbaus der Windenergie an Land“ der Bundesregierung statt. Aus verschiedenen Perspektiven wurden die Vorschläge und insbesondere mögliche Auswirkungen auf Schleswig-Holstein bewertet. Es zeigte sich, dass bundeseinheitliche Vorgaben für die artenschutzrechtliche Prüfung in den Genehmigungsverfahren grundsätzlich begrüßt würden, jedoch viele offene Fragen existieren.
In allen Medien in Schleswig-Holstein war der Windbranchentag wegen seiner Relevanz für die Landtagswahl umfassend vertreten, einige Beispiele sind auf der Website des Landesverbandes zu finden auf www.wind-energie.de/sh unter „Presseschau“.
Graphic Recording der Veranstaltung
Graphic Recorderin Svenja Mix visualisierte die spannenden Inhalte der Programmpunkte in einer Art Wimmelbild. Das ungewöhnliche Protokoll des Windbranchentags können Sie hier herunterladen.