Bei den Neuinbetriebnahmen liegt Nordrhein-Westfalen damit im ersten Halbjahr im Bundesländer-Vergleich hinter Niedersachsen (211 MW), Brandenburg (166 MW) und Schleswig-Holstein (153 MW) auf Rang vier. Bei der Zahl der neu genehmigten Windprojekte kommt NRW zwar auf Platz 3, die von der FA Wind ermittelte Leistung von 199,5 MW bedeutet im Vorjahreszeitraum aber ein Minus von 17 Prozent.

Reiner Priggen sieht deshalb keinen nennenswerten Aufwind für den landesweiten Windkraft-Ausbau: „Selbst wenn wir wie 2020 am Jahresende bei etwas mehr als 300 Megawatt Zubau landen, lassen sich damit die energiepolitischen Ziele der Landesregierung bis zum Jahr 2030 nicht im Entferntesten erreichen“, kritisiert der Vorsitzende des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW. Dafür müsste es nach Berechnungen des LEE NRW eine jährliche Zubauleistung von gut 900 MW geben. „Das ist machbar“, betont Priggen und verweist auf das Jahr 2017: „Wir haben damals in NRW mit gut 890 MW neuer Windkraftleistung ein Rekordjahr erlebt.“

Mit der restriktiven Windausbaupolitik der CDU/FDP-Landesregierung dürfte diese Zahl in den nächsten Jahren nicht wiederholbar sein: „Die neue Abstandsregelung von mindestens 1.000 Metern oder auch das Verbot, in den Nutzforsten Windenergieanlagen zu errichten, werden den weiteren Windkraft-Ausbau dramatisch ausbremsen“, so Priggen. Da die Landesregierung mit ihrem neuen Gesetz auch das Repowering, sprich den Tausch älterer gegen moderne, effizientere Windenergieanlagen massiv behindert, rechnet der LEE NRW-Vorsitzende für diese Dekade unter dem Strich mit einem Rück- denn mit einem Ausbau der Windkraftleistung im Lande.

Dass Nordrhein-Westfalen für das vergangene Jahr beim Windkraft-Ausbau an der Spitze der 16 Bundesländer gestanden hat, nennt Priggen eine „sehr kurzfristige Momentaufnahme“: „NRW hat von der Schwäche klassischer Windenergieländer wie Niedersachsen und Schleswig-Holstein profitiert. Dieser statistische Ausreißer, mit dem sich das Wirtschaftsministerium gefeiert hat, wird sich mit dieser Landesregierung nicht mehr wiederholen.“

Für wenig glaubwürdig hält der LEE NRW-Vorsitzende das mantrahafte Bekenntnis der CDU/FDP-Landesregierung zu den Pariser Klimazielen: „Diese Landesregierung hat die Notwendigkeit für einen engagierten Ausbau erneuerbarer Energien nicht verstanden.“ Wer wie die Spitzen der Landesregierung permanent von Wasserstoff als notwendigem Energiespeicher für die Klimaneutralität rede, müsse auch den Windkraft-Ausbau forcieren: „Nur wer Windenergie sät, kann Wasserstoff ernten!“