„Der Zubau steigt, allerdings nur regional und insgesamt mit zu geringem Tempo. Deshalb sind die im Sofortprogramm von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck angesprochenen konkreten Maßnahmen für den beschleunigten Ausbau unbedingt erforderlich. Zwei Prozent der Landesfläche sind in jedem Bundesland als Mindestbasis für den Ausbau der Windenergie in Deutschland erforderlich. Es gilt sicherzustellen, dass sich künftig kein Land aus der Verantwortung stiehlt. Unerlässlich ist, die Chancen für ein Repowering in bestehenden Flächen zu nutzen. Hier liegt einer der Schlüssel, um sowohl das Flächenziel als auch die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen“, ergänzte Hermann Albers, Präsident Bundesverband Windenergie.
Kurzfristig umsetzbare Maßnahmen zum beschleunigten Ausbau
Die durchschnittliche Dauer von Genehmigungsverfahren für Windenergieanlagen liegt derzeit bei vier bis fünf Jahren. Aktuell hängen rund 10.000 MW in Verfahren fest. Die Verringerung des Mindestabstands zu Drehfunkfeuern und militärischem Radar könnte kurzfristig zwischen 4 und 5 GW Leistung unmittelbar zurück in die Genehmigungsprozesse bringen - und das in bereits bewilligten Flächen.[1]
Es ist positiv, dass die Erneuerbaren Energien in der Schutzgüterabwägung künftig Vorrang haben sollen. Besonders im Umgang mit Arten- und Naturschutz muss sich das Verständnis verfestigen, dass Klimaschutz auch Arten- und Naturschutz ist. Beide Güter dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Um die Akzeptanz der Windenergie in Deutschland zu stärken, gilt es, einheitliche Prüfverfahren für Systeme der bedarfsgerechten Nachtkennzeichnung durchzusetzen. Auf diese Weise könnte die Umrüstungsfrist bis Ende 2022 noch eingehalten werden. Die Aufhebung der 6 MW-Grenze für ausschreibungsbefreite Pilotwindenergieanlagen im EEG ist ebenfalls ein wichtiger Schritt für den Erhalt der Innovationsstärke der Windindustrie in Deutschland. So können neu entwickelte Anlagen größenoffen außerhalb des Ausschreibungsregimes getestet und zertifiziert werden.
Weitere Maßnahmen zur Realisierung des Ausbaus
Dringend erforderlich ist jetzt die Verbesserung der Schwerlasttransportbedingungen in Deutschland. Die Branche hat mit Anlagentechnologie und Logistik viel unternommen, um die Transportfähigkeit zu verbessern. Es braucht nun eine Beschleunigung und Entbürokratisierung der Transportgenehmigungen. Notwendig ist zudem die Wiederherstellung einer Reihe von Brückenbauwerken, um die Infrastruktur zu verbessern, die Logistik zu erleichtern und die hohen Transportkosten einzudämmen. Die Ankündigung, für die Bürgerenergie ein eigenes Segment zu schaffen und die verbindliche Beteiligung von Standortkommunen an der Windenergie schafft zusätzliche Akzeptanz vor Ort.
Bund und Länder müssen für die Flächenausweisung, den Abbau von Genehmigungshemmnissen und beim Artenschutz gemeinsam zu schnellen Ergebnissen kommen. Der Bund-Länder-Kooperationsausschuss ist eine gute Plattform, um den Ausbau der Erneuerbaren Energien in den Ländern zu monitoren. Er sollte allerdings auch die Überwindung weiterer Hemmnisse bei der Umsetzung von Projekten erarbeiten.
Prognose für das Gesamtjahr
Für das Gesamtjahr 2022 erwarten die Verbände auf Basis einer Auswertung bereits bezuschlagter Projekte und der bisherigen Realisierungsgeschwindigkeit von Ausschreibungsanlagen einen Ausbau von 2,3 GW bis 2,7 GW. Geregelte Abläufe in den Lieferketten, vereinfachte und planbare Transportgenehmigungen, das Ertüchtigen der Transportinfrastruktur und die flexible Verfügbarkeit von Arbeitskräften sind von hoher Relevanz, um höhere Zubauziele zu erreichen.
China und USA führende Onshore Märkte
Nach einer weltweiten Onshore-Rekordinstallation von rund 87 GW im Jahr 2020 geht der Global Wind Energy Council (GWEC) nach aktuellen Schätzungen für das Jahr 2021 von einem Rückgang der Neuinstallationen um knapp 9 Prozent auf 79 GW aus. Gemäß Prognose bleibt der Wert der globalen Neuinstallationen auch im Jahr 2022 unverändert – führend im Zubau werden China mit 40 GW und die USA mit 10 GW sein. Diese beiden Märkte werden laut GWEC zwischen 2021 und 2025 fast 60 Prozent des gesamten Zubaus beisteuern.
[1] BWE Umfrage
Zahlen im Überblick:
Status des Windenergieausbaus an Land |
Leistung |
Anzahl Anlagen |
Brutto-Zubau Gesamtjahr 2021 |
1.925 MW |
484 WEA |
Davon Repowering |
244 MW |
64 WEA |
Stilllegungen Gesamtjahr 2021 |
233 MW |
230 WEA |
Netto-Zubau Gesamtjahr 2021 |
1.692 MW |
254 WEA |
Kumulierter Anlagenbestand am 31.12.2021 |
56.130 MW |
28.230 WEA |
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