In einem herausfordernden Geschäftsjahr 2023 wurden die hervorragenden Leistungen und der Erfolg der Geschäftsbereiche, die 70 % des Jahresumsatzes von Siemens Energy ausmachen, durch die Probleme im Windgeschäft überschattet. Die Geschäftsbereiche Gas Services, Grid Technologies und Transformation of Industry übertrafen ihre Umsatzprognosen für das Geschäftsjahr 2023. Auch die erzielten Gewinnmargen vor Sondereffekten entsprachen der Prognose oder lagen darüber. Aufgrund der enormen Nachfrage nach den Technologien von Siemens Energy sind diese Geschäftsbereiche auf gutem Weg, ihre im September 2020 gesetzten Mittelfristziele zu erreichen.
Das Windgeschäft bleibt eine große Herausforderung. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Siemens Gamesa einen unerwarteten, schweren Rückschlag erlitten, der dazu führt, dass Siemens Energy das Jahr 2023 mit einem Nettoverlust abschließt. Belastungen durch Qualitätsprobleme im Onshore-Geschäft, gestiegene Produktkosten und Anlaufschwierigkeiten im Offshore-Geschäft haben die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2023 stark beeinträchtigt und werden die Profitabilität des Konzerns kurz- bis mittelfristig weiter belasten. Der Break-Even bei Siemens Gamesa wird nun für das Geschäftsjahr 2026 erwartet.
Die Windtochter macht jedoch auch Fortschritte. Die technische Analyse der Qualitätsprobleme bei den Onshore-Plattformen 4.X und 5.X ist nahezu abgeschlossen und die bisherigen Ergebnisse bestätigen die Aussagen von August 2023. Seit dem 3. Quartal wurden keine weiteren Rückstellungen in diesem Bereich gebildet. Neben den bereits beschlossenen Abhilfemaßnahmen werden derzeit weitere Verfahren zur Schadensbegrenzung und -korrektur entwickelt. Siemens Gamesa hat den Vertrieb der 5.X-Plattform weiterhin ausgesetzt und erarbeitet einen Zeitplan und einen Ansatz, wie und wann dieser mit einem Design, das die entsprechenden Korrekturmaßnahmen beinhaltet, wieder aufgenommen werden kann.
Im Offshore-Sektor konzentriert sich Siemens Gamesa auf das Hochfahren seiner Fabriken und die neue Produktgeneration sowie die Abarbeitung des Auftragsbestands. Die Produktion wurde im Vergleich zum Geschäftsjahr 2022 deutlich gesteigert. Um den Turnaround zu schaffen und Siemens Gamesa wieder profitabel zu machen, wird derzeit der Umfang der Geschäftsaktivitäten von Siemens Gamesa überprüft. Weitere Details werden am Kapitalmarkttag am 21. November bekanntgegeben.
Christian Bruch, Vorstandsvorsitzender von Siemens Energy, fasst das Geschäftsjahr zusammen:
„In einem Jahr mit beispiellosen Herausforderungen hat Siemens Energy gezeigt, dass der Turnaround machbar ist: Die Geschäftsbereiche, mit Ausnahme des Windgeschäfts, haben ihre Gesamtjahresziele erreicht oder übertroffen. Zudem sehen wir auch Fortschritte bei der Bewältigung der Probleme von Siemens Gamesa. Es ermutigt mich, dass die Daten der installierten Onshore-Turbinen unsere früheren Erkenntnisse bestätigen. Eine starke Bilanz hat weiterhin Priorität für uns. Die wichtige Rolle von Siemens Energy bei der Energiewende wird auch in den kommenden Jahren unser Wachstum und unseren Erfolg bestimmen.“
Siemens Energy mit solidem Ergebnis im Geschäftsjahr 2023
Auch im Geschäftsjahr 2023 war die Nachfrage nach Siemens Energy ungebrochen hoch.
Der Auftragsbestand erreichte mit 112 Mrd. € einen neuen Rekordwert. Der Auftragseingang übertraf das bereits hohe Niveau des Vorjahres und stieg auf vergleichbarer Basis um 33,8 % auf 50,4 Mrd. €. Sowohl Siemens Gamesa als auch Grid Technologies trugen stark zu diesem Wachstum bei.
Der Umsatz stieg auf vergleichbarer Basis um 9,9 % auf 31,1 Mrd. €, wobei alle Geschäftseinheiten mit Ausnahme von Siemens Gamesa zu diesem Wachstum beitrugen. Die Einheiten Gas Services, Grid Technologies und Transformation of Industry übertrafen alle ihre Umsatzziele für das Geschäftsjahr und trugen dazu bei, dass der Konzern seine Prognose erfüllen konnte.
Die Profitabilität von Siemens Energy wurde durch den hohen Verlust bei Siemens Gamesa stark beeinträchtigt. Das Ergebnis vor Sondereffekten sank auf minus 2.776 Mio. €. Gas Services, Grid Technologies und Transformation of Industry erzielten ein Ergebnis vor Sondereffekten, das im Einklang mit der Prognose und insgesamt mit den am ersten Kapitalmarkttag im September 2020 festgelegten Zielen steht. Die Ergebnis-Marge vor Sondereffekten von minus 8,9 % lag innerhalb der zuletzt angepassten Prognose von minus 10 % bis minus 8 %. Der Free Cash Flow vor Steuern ging von einem außergewöhnlich hohen Niveau im Vorjahr auf 784 Mio. € zurück und war dennoch deutlich besser als erwartet. Infolgedessen lag die Nettofinanzverschuldung zum Jahresende bei 0,2 Mrd. € und damit ebenfalls deutlich niedriger als erwartet. Der Verlust nach Steuern von Siemens Energy betrug 4,588 Mrd. €.
Entscheidende Schritte in einem Jahr der Transformation
Im Geschäftsjahr 2023 hatte Siemens Energy erhebliche Herausforderungen zu bewältigen. Dazu gehörten makroökonomische Herausforderungen wie höhere Zinsen, Beeinträchtigungen in der globalen Lieferkette und die Fortsetzung des Krieges in der Ukraine ebenso wie die technischen Probleme und Anlaufschwierigkeiten bei Siemens Gamesa. Dennoch hat Siemens Energy große Fortschritte bei der Erreichung seiner kurz- und mittelfristigen Ziele gemacht.
Die neue Unternehmensstruktur wurde zu Beginn des Jahres in die Praxis umgesetzt und führte zu mehr Transparenz und einfacheren Strukturen mit drei Säulen, die das frühere Gas-and-Power-Segment ersetzen. Das Übernahmeangebot für die verbleibenden Aktien von Siemens Gamesa wurde durch eine Pflichtwandelanleihe und eine Kapitalerhöhung erfolgreich refinanziert und schließlich im Juli 2023 abgeschlossen, so dass Siemens Energy mit der Integration von
Siemens Gamesa beginnen konnte.
Siemens Energy deckt mit seinem Portfolio die gesamte Wertschöpfungskette der Energiewende ab und ist damit einer der wichtigsten Akteure auf dem Markt.
Mit seinem Geschäftssegment Transformation of Industry (TI) unterstützt Siemens Energy Industrieunternehmen bei der Reduzierung ihres CO2-Fußabdrucks, um ihre ESG-Ziele zu erreichen. Allein auf diese Zielgruppe entfallen 30 % der weltweiten Emissionen und etwa 37 % des weltweiten Energieverbrauchs. Am 8. November 2023 eröffnete TI in Berlin seine erste Gigawatt-Fabrik für Elektrolyseure. Die Serienfertigung startet mit einer jährlichen Produktionskapazität von einem Gigawatt und soll bis 2025 auf mindestens drei Gigawatt hochgefahren werden. Mit dieser Kapazität können jährlich rund 300.000 Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden, was genug fossile Brennstoffe ersetzen könnte, um die CO2-Emissionen einer deutschen Großstadt mit ca. 260.000 Einwohnern zu vermeiden. Damit ist die Fabrik ein Grundstein für das Hochfahren der Wasserstoffwirtschaft.
Das Geschäftsjahr 2023 hat gezeigt, wie wichtig zuverlässige Netze sind. Der Geschäftsbereich Grid Technologies, der Produkte für die Stromübertragung herstellt, erhielt mehrere Großaufträge für HGÜ-Verbindungen, darunter ein Auftrag zum Transport von sechs Gigawatt Offshore-Windenergie von der deutschen Nordsee zum Festland.
Auch die Gasturbinen von Siemens Energy leisten einen Beitrag zur Energiewende. Siemens Energy verfügt bereits über ein breites Portfolio an Gasturbinen, die bis zu 75 % Wasserstoff verbrennen können und die bis 2030 zu 100 % mit Wasserstoff betrieben werden sollen. Erst kürzlich wurde eine Gasturbine von Siemens Energy zu 100 % mit erneuerbarem Wasserstoff betrieben und hat erfolgreich eine Testreihe absolviert, die die Tauglichkeit modernster Turbinen für eine Zukunft mit erneuerbaren Energien belegt.
Aus ESG-Sicht hat Siemens Energy sein 2019 gesetztes Ziel erreicht, bis 2023 100% der eigenen Aktivitäten mit Ökostrom zu betreiben. Bei den Scope-1- und Scope-2-Emissionen liegt das Unternehmen deutlich über Plan und auch bei den wichtigen Scope-3-Emissionen liegt es absolut im Rahmen der Erwartungen gemäß SBTI (Science Based Targets Initiative). Weitere Einzelheiten werden in dem am 6. Dezember erscheinenden Nachhaltigkeitsbericht enthalten sein.
Garantien zur Förderung der Energiewende
Aufgrund der enormen Nachfrage nach den Energietechnologien von Siemens Energy beläuft sich der aktuelle Auftragsbestand des gesamten Siemens-Energy-Portfolios auf 112 Mrd. €. Bei den langen Projektlaufzeiten im Energiesektor sind Garantien für Abschlagszahlungen, Erfüllungs- oder Gewährleistungsgarantien ein Standardinstrument der Branche. Diese Garantien werden von Banken gegen eine Gebühr ausgestellt. Der Garantiebetrag liegt üblicherweise zwischen 5 und 25 % des Auftragswertes. Obwohl Garantien ein branchenweit etabliertes Instrument sind, werden sie in der Praxis nur selten in Anspruch genommen. Einer Studie der Internationalen Handelskammer (ICC) vom April 2022 zufolge liegt der Branchendurchschnitt der Garantieausfälle bei 0,2 %.
Nach konstruktiven und intensiven Gesprächen hat sich die Bundesregierung bereiterklärt, 7,5 Mrd. € der insgesamt 12 Mrd. €, von denen 11 Mrd. € durch ein Bankenkonsortium bereitgestellt werden, durch Rückgarantien abzusichern. Im Gegenzug erhält der Bund von Siemens Energy eine marktübliche Gebühr. Die verbleibende 1 Mrd. € wird von einem weiteren Konsortium unter Führung der Deutschen Bank bereitgestellt.
Darüber hinaus haben sich die Siemens Energy AG und die Siemens AG auf eine Struktur geeinigt, die das theoretische Ausfallrisiko der Garantien durch den Zugriff auf einen First-Loss-Betrag von bis zu 1 Mrd. € abdeckt. Dieser Betrag ist durch ein Aktienpaket sowie durch vereinbarte Zahlungsstundungen abgesichert.
Das bereits erwähnte Auftragswachstum von Siemens Energy in wichtigen Projekten der Energiewende kann nun langfristig gesichert und gleichzeitig die Risiken der beteiligten Parteien reduziert werden. Alle Vereinbarungen bedürfen noch einzelner formeller Genehmigungen der beteiligten Parteien.
Starke Liquidität und eine gestärkte Bilanz
Siemens Energy sichert nicht nur den Garantierahmen zur Absicherung des eigenen Wachstums, sondern stärkt auch seine Bilanz. Dafür wird das Unternehmen 18 % seiner Anteile an der indischen „Siemens Limited“ (SIL) an die Siemens AG verkaufen. SIL ist ein börsennotiertes Unternehmen in Indien. Als die Siemens Energy AG im Jahr 2020 gegründet wurde, war SIL aus administrativen Gründen noch nicht entflochten. Siemens Energy hält derzeit noch 24 % an dem Unternehmen, die Siemens AG 51 %. Dieser Teilverkauf ist ein erster Schritt im Rahmen der geplanten, nun beschleunigten Entflechtung von Siemens Energy und der Siemens AG in Indien. Der Erlös aus dem Verkauf beläuft sich auf ca. 2,1 Mrd. € und basiert auf dem Aktienkurs von SIL (volumengewichteter Durchschnittskurs [VWAP] an den letzten fünf Handelstagen vor dem Abschluss der Vereinbarung). Der Teilverkauf hat jedoch keine Auswirkungen auf die Aktivitäten von Siemens Energy in Indien. Diese werden im Rahmen einer Zusatzvereinbarung im gleichen Umfang wie bisher weitergeführt. Indien bleibt für Siemens Energy ein strategisch wichtiger Wachstumsmarkt, in den das Unternehmen weiter investieren wird. Für die Kunden von Siemens Energy wird sich nichts ändern.
„Wir haben eine starke Bilanz, die wir mit dem Teilverkauf unserer Beteiligung an Siemens Limited weiter stärken. Der Verkauf, zusammen mit unserer Nettoverschuldung, die niedriger ist als erwartet, und unserem umsichtigen Cashflow-Management, zeigt unser Engagement für ein Investment-Grade-Rating“,
sagte Finanzvorständin Maria Ferraro.
Ausblick auf das Geschäftsjahr 2024
Insgesamt erwartet Siemens Energy für das Geschäftsjahr 2024 ein vergleichbares Wachstum der Umsatzerlöse (ohne Währungsumrechnungs- und Portfolioeffekte) in einer Bandbreite von 3 % bis 7 % (Ist-Wert GJ 2023: 7,3 %) und eine Ergebnis-Marge vor Sondereffekten von minus 2 % bis plus 1 % (Ist-Wert GJ 2023: minus 8,9 %). Darüber hinaus erwarten wir einen Gewinn nach Steuern von bis zu 1 Mrd. € (IST-Wert im GJ 2023: Verlust nach Steuern von 4.588 Mio. €), einschließlich der Auswirkungen aus Veräußerungen und des beschleunigten Portfolioumbaus. Der Free Cash Flow vor Steuern wird voraussichtlich bei minus 1,0 Mrd. € liegen (Ist-Wert GJ 2023: 784 Mio. €).
Mittelfrist-Ausblick: Mit Blick auf das Geschäftsjahr 2026 ist Siemens Energy bezüglich des Umsatzes bei Grid Technology positiver gestimmt; das Ziel für 2025 lag bei einem mittleren einstelligen Wachstum, das neue Ziel liegt bei einem niedrigen zweistelligen Wachstum. Auch bei Transformation of Industries sind die Wachstumsziele positiver – das Ziel für 2025 lag bei einem mittleren einstelligen Wachstum, das neue Ziel liegt bei einem hohen einstelligen Wachstum. Dies wird sich dann auch in höheren Margenzielen für diese beiden Geschäftsbereiche für das Geschäftsjahr 2026 (im Vergleich zum Geschäftsjahr 2025) widerspiegeln. Weitere Einzelheiten werden auf dem Kapitalmarkttag des Unternehmens am 21. November vorgestellt. Dort wird Siemens Energy ein umfassendes Update zu seinen Geschäften geben.
Quelle: Siemens Energy
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