„Zurzeit herrscht Glücksritterstimmung“, sagt Moritz von Daniels vom Solar- und Speicherkraftwerkentwickler Greentech. „In der unmittelbaren Nähe jedes Umspannwerkes, das wir uns anschauen, gibt es derzeit irgendeinen Plan für einen Batteriegroßspeicher, manchmal auch zwei oder drei.“ Offenkundig nimmt der Ausbau von Batteriegroßspeichern in Deutschland an Fahrt auf.

Die Standortanforderungen eines Großspeicherprojektes sind dabei auf den ersten Blick denkbar einfach. Im Gegenteil zu Wind- und PV-Anlagen ist eine Großbatterie witterungsunabhängig und braucht nicht viel Platz.

„Auf einen Hektar passen Batterien mit einer Gesamtleistung von rund 100 Megawatt. Das ist dann schon ein wirklich großes Projekt“,

sagt Greentech-Projektentwickler Moritz von Daniels.

Auch der Bau von Großspeichern ist unkompliziert. Batterien werden in der Regel von den Herstellern betriebsfertig in Containern geliefert. Der Betreiber muss lediglich für Betonfundament sorgen. Hin und wieder würden die Behörden noch eine Wanne im Untergrund verlangen, sagt Gerrit Lühring vom Bundesverband Energiespeicher Systeme (BVES). Das gehe auf die veraltete Annahme zurück, dass Batterien auslaufen könnten.

„Die einzelnen Batteriezellen sind in Modulen verpackt, welche wiederum in größeren Einheiten verbaut werden. Das alles kommt in feuerfesten Containern. Jedes Element, vom Modul über das Pack bis zum Container, ist mit einem eigenen Brandschutzsystem ausgestattet und steht auf einem Betonfundament“,

sagt Lühring. Auslaufen könne da, allein mangels Flüssigkeiten, nichts.

Die Crux mit dem Netzanschluss

Das Problem ist ein anderes: Großspeicher brauchen einen leistungsstarken Netzanschluss und dementsprechend ein Umspannwerk in der Hochspannungs- oder Höchstspannungsebene. Die allerdings sind rar. Entsprechend erlesen sind geeignete Landwirtschafts- und Industrieflächen. Das wissen auch die Eigentümer und verlangen dementsprechende Pachten. Der Pachtpreis kann bei über 100.000 Euro pro Hektar und Jahr liegen und damit um ein Vielfaches höher als für erneuerbare Anlagen. Die Flächenbeschaffung sei aufgrund der begrenzten Anzahl an Umspannwerken ein großes Problem, sagt BVES-Fachmann Lühring. Die Entfernung zu einem Umspannwerk, beeinflusst, aufgrund hoher Netzanschlusskosten, die Wirtschaftlichkeit des gesamten Projekts.

Das ist keineswegs die einzige Herausforderung. Großbatterien sind ein Neuzugang zum Stromnetz, entsprechend uneinheitlich sind die Regelungen. Das zeigt sich beispielsweise bei den Pachtverträgen für geeignete Flächen. Im Pachtvertrag wird etwa eine Vertragsdauer vereinbart, innerhalb der der Vertrag nicht ordentlich kündbar ist. Während die Lebensdauer von einer Wind- oder PV-Anlage gut kalkulierbar ist, basieren die Zahlen für Großspeicher auf groben Schätzungen. Uwe Sauer, Professor für elektrochemische Energiewandlung und Speichersystemtechnik an der Technischen Hochschule Aachen, schätzt die Laufzeit etwa auf zehn bis maximal 20 Jahre. Diese große Spannweite findet sich ebenso unterschiedlich auch in Pachtverträgen wieder.

Zögerliche Netzbetreiber

Für viele Netzbetreiber ist der Umgang mit Großspeichern ebenfalls noch Neuland. Bis zu neun Monaten könne es dauern, bis eine Netzanfrage beantwortet werde, kritisiert Projektentwickler von Daniels. Das liege vor allem daran, dass die Netzbetreiber die Batteriegroßspeicher und ihre Wirkung aufs Netz noch nicht vollständig einschätzen können. Eine Erlaubnis auf Netzanschluss erlaubt einer Anlage grundsätzlich, zu jeder Tages- und Nachtzeit Strom einzuspeisen oder zu beziehen. Damit hätten die Betreiber eines Speichers die Möglichkeit einzuspeisen, wann immer in dem jeweiligen Netzabschnitt die Sonne scheint und der Wind weht.

„Das würde ein Großbatteriebetreiber in der Regel allein aus wirtschaftlichem Eigeninteresses natürlich nicht machen“,

erklärt Daniels. Sie haben ein anderes Geschäftsmodell: Die Betreiber kaufen Strom ein, wenn viel Wind- und Solarstrom produziert wird und die Preise niedrig sind – oder bei einer Überproduktion sogar negativ. Steigt der Strompreis bei hoher Nachfrage und geringem Angebot, verkaufen sie ihn wieder. Entsprechend unwirtschaftlich wäre also der Verkauf bei viel Wind und Sonne. Gleichwohl müssen Netzbetreiber von dieser Eventualität ausgehen.

Damit wird es kompliziert, denn für diese Eventualität müssen die Stromtrassen ausgebaut werden – unabhängig davon, wie überflüssig solche Netzertüchtigungsmaßnahmen eigentlich sind. Greentech-Projektentwickler von Daniels schlägt einen alternativen Weg vor: flexible Netzanschlussverträge. Darin kann dem Betreiber ein „netzdienliches Verhalten“ vorgeschrieben werden. Solche Verträge werden zunehmend diskutiert, werden allerdings bislang selten in der Praxis umgesetzt.

Ebenso wie die Netzbetreiber stehen auch die Behörden auf der Bremse. Noch vor einiger Zeit wurden Großspeicher bei der Planung ebenso wie erneuerbare Anlagen privilegiert behandelt. Sprich: Sie waren von dem formalen Bauleitplanverfahren ausgenommen. Vor wenigen Jahren habe sich „dominoartig“ die Verwaltungspraxis in einigen Bundesländern geändert, sagt BVES-Experte Lühring. Mittlerweile sind langwierige Baugenehmigungen die Regel. Da im Baugesetzbuch die Großspeicher nicht als sogenannte privilegierte Vorhaben vermerkt sind, sind sie abhängig von dem Willen der Länder. Diese wiederum richten sich in der Regel nach dem Stimmungsbild der Kommunen. Ein Herausforderung, mit dem die Windindustrie aus ihrer Projektierungspraxis schon umzugehen gelernt hat.

Autor: David Zauner

Dieser Text ist ein Auszug aus dem aktuellen Branchenreport, den Sie kostenlos lesen oder downloaden können.


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