Auch 2020 setzten sich die Übernahmen und Fusionen im Windservice-Markt fort. Das Feld dünnt sich aus, und sowohl kleine als auch mittlere Unabhängige Service Unternehmen (inde pendent service provider – ISP) wechselten die Besitzer. So gingen die PSM Windservice und die rheinland-pfälzische GFW Windenergie mitsamt ihren Verträgen an den inzwischen größten europäischen Windservice-Dienstleister Deutsche Windtechnik über. Mitte des Jahres 2020 übernahm die Robur Gruppe den Bremer ISP Reetec, nachdem sie 2019 mit der Übernahme von Ynfiniti bereits ihr weltweites ServiceAngebot stark ausgebaut hatte. Mit OWS Offshore Service & Solutions, StiegeWind und FWT Energy gab es zudem weitere
Besitzerwechsel.

Die Fusionen gerade bei den mittelgroßen Unternehmen führen zu teils unerwarteten Ergebnissen: So scheinen zunächst wieder mehr Unternehmen nur auf dem deutschen Markt aktiv zu sein und weniger im europäischen und außereuropäischen Ausland. Dieser Eindruck vermittelt sich, da die gleichfalls im Ausland aktiven ISP zumeist attraktive Übernahmekandidaten sind und nach einer erfolgten Übernahme fortan nicht mehr als einzelne Unternehmen in der Statistik geführt werden.
Auch die Corona-Pandemie könnte ein Grund für diese Verschiebung sein, vermutet Stefan Grothe von der Abteilung Fachgremien und Technik beim BWE. Kleineren Unternehmen könnte der Sprung ins Ausland aktuell schwerer fallen als zuvor.

Frankreich und Polen beliebte Service-Märkte

Laut den Ergebnissen der BWE-Umfrage zum Servicemarkt sind deutsche Service-Unternehmen in den Nachbarländern besonders aktiv. Frankreich und Polen wurden von jeweils 78 Prozent der Befragten genannt, gefolgt von den BeNeLuxLändern und Österreich mit je 64 Prozent. Insbesondere der polnische Markt entwickelt sich zunehmend dynamisch, allein in den ersten Wochen des Jahres 2021 verkündeten sowohl VSB als auch die Deutsche Windtechnik neue Service-Betreuungen im östlichen Nachbarland. Außer Skandinavien und Italien (je 61 Prozent) weisen die übrigen europäischen Länder in der Umfrage Werte zwischen 40 und 56 Prozent auf.

Selbermachen statt auslagern

Beim Angebot zeigen sich die befragten Service-Unternehmen in der BWEMarktumfrage Service zugeknöpfter als sonst. Ein Vergleich zum Vorjahr ist daher in den meisten Fällen nicht möglich. Auffällig ist jedoch die Handhabung in der Großkomponentenbetreuung:
Eine „Kooperation mit Partnern“ wird seltener praktiziert als in den Vorjahren.
Entweder man bietet den Austausch der Komponenten selbst an oder betrachtet es als kleinerer Anbieter in einer Kooperation auch nicht als Teil der eigenen Aufgaben. „Die Tendenz scheint dahin zu gehen, Kompetenzen ins Unternehmen zu integrieren“, vermutet Grothe.
„Selbst ABO Wind, die ja früher ein kleiner Betreiber waren, haben sich viel unter das eigene Dach geholt.“

Die Angaben der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen aus der Service-Branche zeigen zudem, welche Anlagen von besonders vielen Anbietern betreut werden: Jeweils über 80 Prozent der befragten Service-Anbieter betreuen die WEA von Nordex, GE, Vestas, Enercon und Senvion. Im Mittelfeld zwischen 63 und 74 Prozent finden sich Fuhrländer/Tacke, Siemens-Gamesa, NEG Micon und Südwind/DeWind.
Allgemein weitet sich derweil der Service auch auf seltenere Anlagen aus. Während im Vorjahr Anlagen von WTN, Amperax, Avantis oder Qreron von nur circa 20 Prozent der Service-Anbieter betreut wurden, finden auch diese Anlagen inzwischen bei rund 40 Prozent der Service-Anbieter Unterstützung.


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