Rekordinstallationen in Europa, ein leicht rückläufiger Zubau in den USA und China. Windkraft zieht weltweit Investitionen an – und wird dabei immer günstiger. Das ist gut für den Ausbau der klimafreundlichen Energieerzeugung, setzt die Branche aber auch erheblich unter Kostendruck. 

2017 war ein Rekordjahr für die deutsche Windbranche. Den Windenergieanlagen ist es maßgeblich zuzuschreiben, dass der Anteil der Erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch in Deutschland zum Jahresende auf 36 Prozent gestiegen ist. Europaweit löste Windstrom die Steinkohle als Nummer drei der wichtigsten Erzeugungsformen ab. 

Hintergrund für den starken Zuwachs sind neben den politischen Initiativen zum Klimaschutz auch die stark gesunkenen Stromgestehungskosten der Windenergie. Sie liegen im globalen Durchschnitt inzwischen bei nur noch 5 Euro-Cent je Kilowattstunde (ct/kWh) und bewegen sich so auf Augenhöhe mit Wasserkraft und neuen Kohle- und Ölkraftwerken – oder sogar darunter. Das ist das Ergebnis der Studie „Renewable Power Generation Costs in 2017“ der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) mit Daten von tausenden Kraftwerksprojekt

2017 erreichte die global installierte Leistung der Windkraft on- und offshore insgesamt 52.500 MW. Rekordinstallationen in Europa standen dabei rückläufige Zahlen in den USA und China gegenüber.

Der Trend ist klar: Die Kosten fallen weltweit. In Europa gab es 2017 die ersten Ausschreibungen für Offshore-Windenergieanlagen, die nach 2020 ohne staatlich garantierte Einspeisevergütung errichtet werden sollen. Diese Anlagen werden dann erstmalig allein aus dem Stromverkauf an der Börse und direkten Lieferungen an industrielle Stromkunden finanziert werden. Das Volumen solcher Abnahmeverträge legte auf dem gesamten Globus 2017 laut Bloomberg New Energy Finance (BNEF) gegenüber dem Vorjahr um etwa 20 Prozent auf 5.500 MW zu. Die Windbranche reagiert hierauf: Die 2017 neu vorgestellten Modelle der Hersteller für die Windkraft an Land zeigen, dass die Größe und damit die Effizienz der Anlagen zeitnah noch einmal deutlich zulegen wird.

2017 erreichte die global installierte Leistung der Windkraft on- und offshore insgesamt 52.500 MW. Rekordinstallationen in Europa standen dabei rückläufige Zahlen in den USA und China gegenüber. In beiden Märkten war die Zahl der neu errichteten Anlagen zwar weiterhin hoch, sie fiel nach den starken Jahren 2015 und 2016 jedoch zum zweiten Mal in Folge ab.

In den USA ist die Verzögerung bei einigen Projekten nach Angaben von Marktteilnehmern auch auf die weiter unklaren Aussichten unter Präsident Donald Trump zurückzuführen. Die hohen Zubauzahlen in Deutschland und anderen europäischen Staaten sind dagegen durch Vorzieheffekte zu begründen: Die Projektentwickler haben die Zeit genutzt, bevor die nationalen Regierungen ihre Fördersysteme auf Ausschreibungen umstellen und damit den Kostendruck noch einmal erhöhen.

Positive Prognose für 2020

So war gerade das Jahr 2017 auch vom Stellenabbau bei einigen Herstellern geprägt: Siemens Gamesa, Senvion und Nordex haben teils massive Entlassungen angekündigt. Unternehmen wie Adwen und Lagerwey wurden aufgekauft oder haben sich starke Partner gesucht. Auch wenn die Gründe im Einzelnen unterschiedlich sind: Klar ist, dass der Kostendruck steigt und die Unternehmen sich fit für einen steigenden Wettbewerb machen müssen.

Auch um den Abbau von Stellen in Deutschland zu verhindern, wird nun diskutiert, den geplanten Windkraftausbau an Land von 2.800 auf 4.000 MW in den Jahren 2018 und 2019 zu erhöhen. Auch auf See sollen die Ausbauziele angehoben werden. Gleichzeitig hat europaweit die Zahl der Windparks, für die es Investitionsbeschlüsse gibt, zugelegt. Insbesondere Länder wie Spanien, Schweden oder Russland planen wieder erhebliche Investitionen. Insgesamt ist der Ausblick für den globalen Windenergiemarkt positiv: Analysten erwarten bis 2020 einen Anstieg der jährlichen Installation auf 62.000 (VDMA) bis 70.000 MW (GWEC) gegenüber 52.500 MW im Jahr 2017.