Laut Staatsanwaltschaft nutzten die hochprofessionell agierenden Beschuldigten im Alter zwischen 23 und 65 Jahren massenhaft gefälschte Urkunden, um Käufer über die Realisierungschancen der von ihnen entwickelten Windparkprojekte zu täuschen. Opfer suchten sie demnach europaweit. Der Zugriff erfolgte am Freitag im Emsland sowie in Bayern, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt.

Nach eigenen Angaben wollten die Ermittler damit einem unmittelbar bevorstehenden "Schadenseintritt" zuvorkommen. Ob bereits Schäden entstanden oder ob die Verdächtigen bereits früher vergleichbare Betrugshandlungen vornahmen, war demnach zunächst unklar. Unter den Festgenommenen befand sich auch der Hauptverdächtige, der in einer Suite eines Berliner Nobelhotels gefasst wurde. Teilweise erfolgten die Zugriffe durch Spezialeinsatzkräfte der Polizei, ein Beschuldigter ist noch auf der Flucht. Nach ihm wird nun gefahndet.

Bei den konzertierten Durchsuchungsaktionen beschlagnahmten die Ermittler nach eigenen Angaben zahlreiche Beweismittel und Wertgegenstände wie Schmuck, einen Sportwagen und 50.000 Euro in bar. Außerdem beschlagnahmten sie bei einer Firma in Verbindung mit den Beschuldigten ein Vermögen von mehr als 250.000 Euro. Die Ermittlungen gegen die Familien und ihr Umfeld wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs liefen demnach schon seit Monaten intensiv.

Zuständig ist die Abteilung für organisierte Kriminalität bei der Staatsanwaltschaft in Osnabrück. Die festgenommen Verdächtigen sitzen inzwischen alle in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen richten sich insgesamt gegen sieben Beschuldigte.

Zwei Beschuldigten wird auch Bestechung zur Last gelegt. Sie sollen versucht haben, so in den Besitz eines ausländischen Diplomatenpasses zu kommen, der ihnen Immunität vor strafrechtlicher Verfolgung verschafft hätte. Aufgrund des großen Umfangs der Ermittlungen und der komplexen Abläufe rechneten die Behörden damit, dass ihre Arbeit noch lange nicht beendet ist. Sie baten außerdem um weitere Hinweise, auch von möglichen früheren Betrugsopfern.

Institutionelle Anleger investieren seit einiger Zeit verstärkt in Windparks, weil diese stabile Erträge über lange Zeiträume hinweg erwarten lassen und Zinsen für andere vergleichsweise risikoarme Anlageklassen wie Staatsanleihen extrem niedrig sind. Unter ihnen sind etwa große Versicherungen und Pensionskassen. Für diese waren Beteiligungen an Infrastrukturprojekten schon immer üblich.

Quelle: wz.de